Seit letztem Wochenende strotzen die Newsfeeds nur so vor Posts zu Clubhouse und auch die App-Charts führt Clubhouse derzeit an. Doch was steckt eigentlich hinter der App, die jetzt schon als der nächste Social Media Hype gehandelt wird? Wir betrachten, wie Clubhouse funktioniert, welche Inhalte dominieren, und welche Kritikpunkte es bisher gibt.
Was ist Clubhouse?
Clubhouse ist eine neue Social Media Plattform mit Fokus auf Audioinhalten. Wie in einer Art Live-Podcast, kann man in bestimmten Räumen entweder selbst themenbezogene Gesprächsrunden starten, in andere Räume eintreten und mitreden oder auch einfach nur zuhören. Aktiv teilnehmen kann man, indem man virtuell die Hand hebt und Moderatoren einen zum Sprecher machen.
In den USA launchte die App bereits im Mai 2020. Dort tummelten sich schnell viele prominente NutzerInnen, wie Paris Hilton, Jared Leto oder Ashton Kutcher. In Deutschland macht die App seit Mitte Januar 2021 von sich reden. TV-Größen wie Joko Winterscheidt, Journalistin Dunja Hayali oder Politiker Christian Lindner verschlug es schon auf die Audio-App.
Wie funktioniert die Clubhouse-App?
Um sich bei Clubhouse anzumelden, benötigt man zunächst den Invite eines bestehenden Users. Erst dann ist man Teil des Clubs und kann den heißbegehrten Gesprächen lauschen. Ist die Hürde geschafft, legt man wie gewohnt sein Profil mit einem selbstgewählten Bild an und kann in der „Bio“ mehr über sich verraten. Auch das Social Media Profil bei Instagram und Twitter kann man verlinken.
Im Laufe der Installation wird man dazu aufgefordert, anderen Profilen zu folgen, sodass direkt Content vorgeschlagen werden kann. Ebenso fragt die App Interessen über Kategorien von „Knowledge“ über „Tech“, „Sports“ oder „Wellness“ ab, welche für weitere Account-Empfehlungen genutzt werden.
Darüber hinaus, bietet die App eine Übersicht zu anstehenden Talks und zeigt verschiedene Benachrichtigungen an. Zum einen darüber, welche NutzerInnen einem folgen aber auch über geplante Räume. Zudem kann man sich mit seinen Followern alleine in einem Raum zum “Chatten“ treffen. Insgesamt sind die Funktionen also überschaubar. Warum aber geht die Audio-App gerade so viral?
Was ist das besondere an Clubhouse?
Zum einen trifft Clubhouse gerade den Nerv der Zeit. Durch das Medium Audio entsteht schnell ein Gefühl der Verbundenheit und Nähe – besonders, wenn ich mich mit „Verbündeten“ über meine Lieblingsthemen und Hobbys unterhalte. Die Audio-Qualität erinnert an Sprachnachrichten oder Telefon-Konferenzen, hebt sich also von professionell produzierten Podcasts ab und wirkt dadurch sympathischer und nahbarer.
In Zeiten des anhaltenden Lockdowns, in denen schon lange keine physischen Veranstaltungen mehr stattfinden konnten, stellt dieser soziale Austausch eine willkommene Abwechslung zum Social Distancing dar. Dabei ist die Hemmschwelle der Teilnahme gering, denn man kann die Räume ganz ungezwungen betreten und jederzeit den Raum verlassen.
Ebenso spielt das Prinzip der FOMO („Fear of missing out“) der App in die Karten, denn die Inhalte finden live statt und sind danach nicht mehr abrufbar. Verlässt man die App, könnte man etwas spannendes verpassen und womöglich nicht mitreden. Viele möchten auch von den Vorteilen eines „Early Adopters“ profitieren und durch den Hype Follower und große Reichweiten abgreifen.
Letztlich ist die Nutzung bisher iPhone-Usern vorbehalten und auch nur nach einer Einladung möglich, von denen jeder User auch nur wenige verteilen kann. Aktuell treibt sich dort also ein eher „exklusiver“ Kreis herum und das Marketing-Konzept der künstlichen Verknappung geht auf.
Welche Inhalte dominieren auf Clubhouse?
Momentan wird Clubhouse oft wie eine interaktive Tech-Konferenz der Digitalszene mit Kreativen, Gründern und Investoren beschrieben. Es gibt Diskussionen, Auftritte prominenter Personen und das Networking dominiert. Viele Stimmen vergleichen die Social Media Plattform auch mit den Anfängen von Twitter.
Zugegeben, die App bewegt sich zu Beginn noch in einer ziemlichen Bubble, doch das Angebot diversifiziert sich nach und nach. Perspektivisch können dort Experten vielerlei Gebiete zusammenfinden, die diese neue Kommunikationsform für sich und ihre Nischenthemen nutzen können. Auch Freelancer profitieren von Vernetzung und Erfahrungsaustausch.
Darüber hinaus findet man jetzt schon Themen fernab der Medienbranche: Gemeinsames Trash-TV Schauen, Mindfulness und Meditations-Tipps, live DJ-Sets oder Murder Trivia Game-Shows. Es lohnt sich also, etwas tiefer in die App einzutauchen und sich nicht von Vorurteilen abschrecken zu lassen.
Immer mehr Kritik an Clubhouse
Bezüglich der von Paul Davison und Rohan Seth im Silicon Valley gegründeten App, werden die Fragen zum Datenschutz immer lauter, denn die App greift für Einladungen auf die eigene Telefonnummer und die der gespeicherten Kontakte zu. Es werden daraus sogar Schattenprofile erstellt. Das ist unter anderem dadurch aufgefallen, dass Profile von oft gespeicherten Nummern, wie dem ADAC Pannendienst, aufgetaucht sind.
Ebenfalls kritisch: Die Gespräche können mitgeschnitten werden — laut den Betreibern, um Verstöße gegen die Community Guidelines verfolgen zu können. Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die mangelnde Moderation und auftretende Hatespeech oder Belästigungen, die unkontrolliert veröffentlicht werden. So hat ein Post der Instagram-Nutzerin @maggietyson_ zu diesem Thema, viel Aufmerksamkeit erreicht.
Wie geht es mit Clubhouse weiter?
In Zukunft soll die App für alle Interessenten geöffnet werden. Ob der Hype um Clubhouse über den Lockdown hinaus bleibt und die breite Masse nachhaltig überzeugt, wird sich noch zeigen. Mit steigenden Userzahlen und einem wachsenden Angebot an Talks, müsste wieder meht kuratiert und verlässlich moderiert werden. Auch der Datenschutz-Kritik wird sich die App stellen müssen. Wir bleiben auf jeden Fall dran und sind gespannt auf die weitere Entwicklung.
Du hast noch Fragen zu Clubhouse oder möchtest die Unterstützung von Social Media Experten hinzuziehen? Wir TACSYs stehen dir gerne zur Verfügung!
Autorin: Sylvia Muschalski